Für alle, die ein Haus besitzen oder planen ein Bestandsgebäude zu kaufen, ist das Thema der energetischen Schwachstellen interessant, da diese Unbehagen und hohe Heizkosten verursachen können. Die energetische Qualität der Gebäude hat im Laufe der Jahre durch veränderte Lebensumstände und gestiegene Komfortansprüche eine hohe Bedeutung erlangt. Ungefähr 70 % des Gebäudebestands wurden vor 1977 errichtet. Bei einem Großteil dieser Gebäude wurden bisher nur geringfügige Maßnahmen zur energetischen Ertüchtigung vorgenommen.

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Die energetischen Schwachstellen dieser Gebäude reichen von schlecht oder gar nicht wärmegedämmten Bauteilen über Luftundichtheiten und Wärmebrücken bis hin zu veralteter Heiztechnik. Die Folgen können beispielsweise von Beeinträchtigungen des Wohnkomforts durch Zugerscheinungen bis zu Gesundheitsgefährdungen durch Schimmelpilzbildung reichen. Nachfolgend werden die häufigsten Auswirkungen energetischer Schwachstellen vorgestellt. Zudem wird erklärt, welche Ursachen dem zugrunde liegen und was dagegen unternommen werden kann.

 

Das ist so kühl hier – Einschränkungen der Nutzung

Durch energetische Schwachstellen des Gebäudes kann die sogenannte thermische Behaglichkeit beeinträchtigt sein. Die thermische Behaglichkeit ergibt sich unter anderem aus dem Zusammenspiel von Raumtemperatur und relativer Luftfeuchtigkeit. Diese werden innerhalb eines bestimmten Bereichs als angenehm empfunden. Kalte Oberflächen von nicht wärmegedämmten Bauteilen, alten Fenstern oder Wärmebrücken beeinträchtigen die Behaglichkeit deutlich. Unter anderem kann es in der Nähe zu kalten Bauteilen spürbar ziehen (Kaltluftabfall). Während der Heizperiode kann es so unangenehm sein, dass man die betroffenen Bereiche nicht mehr nutzen will. Meistens sind dies Bereiche in der Nähe von schlecht wärmegedämmten Außenbauteilen oder alten Fenstern.

 

Ganz schön teuer – Unnötige Heizkosten

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In unsanierten Gebäuden gibt es verschiedene energetische Schwachstellen, durch die, neben anderen negativen Auswirkungen, unnötig Heizenergie verschwendet wird. Dies betrifft Bauteile mit einer schlechten Wärmedämmqualität, aber auch Luftundichtheiten und veraltete Anlagentechnik.

Der Wärmschutz von Bestandsimmobilien lässt häufig zu wünschen übrig. Die Wärmedämmqualität von Bauteilen wird mit Hilfe des U-Werts ausgedrückt. Er ist ein Maß für den Energieverlust durch das Bauteil. Ein niedriger U-Wert bedeutet geringe Verluste, ein hoher U-Wert kennzeichnet hohe Energieverluste. Vergleicht man beispielsweise den U-Wert der Wand eines üblichen 50er-Jahre-Hauses mit den heutigen Anforderungen ergeben sich, bezogen auf die typische Heizperiode, eine Fläche von 100 m² und einen Gaspreis von 6,5 Cent pro kWh, jährliche Mehrkosten von etwa 500 bis 700 Euro!

Ebenso sorgen nicht bzw. schlecht wärmegedämmte Heiz- und Warmwasser-Leitungen für unnötige Wärmeverluste. Die aktuelle Energieeinsparverordnung (EnEV) schreibt eine nachträgliche Wärmedämmung nicht wärmegedämmter Rohrleitungen in unbeheizten Gebäudeteilen vor, sofern die Leitungen zugänglich sind. In der Regel trifft dies auf im Keller verlegte Verteilleitungen zu. Ein Verstoß gegen diese Nachrüstverpflichtung kann mit einem Bußgeld von bis zu 25.000 Euro geahndet werden.

Zusätzlich tragen veraltete Heizkessel aufgrund ihrer hohen Wärmeverluste und der schlechten Ausnutzung des Brennstoffs dazu bei, die Heizkosten in die Höhe zu treiben. Wenn ein alter Standardkessel durch einen Brennwertkessel ersetzt wird, können bis zu 30 Prozent Heizkosten eingespart werden. Auch alte Umwälzpumpen tragen durch ihren hohen Stromverbrauch zu hohen Energieverbräuchen bei. Hier lohnt sich ein Austausch gegen neue Hocheffizienzpumpen in der Regel immer. Darüber hinaus kann Heizenergie eingespart werden, indem moderne programmierbare Energiesparregler bei Heizkörpern einbaut und ein hydraulischer Abgleich durchführt wird.

 

Zugerscheinungen

Wie schon erwähnt kann es durch undichte Bauteile zu deutlichen Zugerscheinungen kommen, die sich sowohl auf die Behaglichkeit als auch auf die Wärmeverluste auswirken. Darüber hinaus besteht die Gefahr von Feuchteschäden in undichten Bauteilen, wenn feuchtwarme Raumluft in die Konstruktion eindringt. Im Extremfall kann das Bauteil hierdurch Schaden nehmen und muss ersetzt werden. Dies tritt vor allem bei alten Fenstern und Türen auf, die oft noch keine oder beschädigten Dichtungen haben. Auch Decken und Dächer sind bei Bestandsgebäuden häufig nicht luftdicht ausgeführt. Das gleiche gilt für Bauteile, die schon vor einiger Zeit saniert wurden, da den luftdichten Anschlüssen früher kein hoher Stellenwert beigemessen wurde. Massive Bauteile wie gemauerte Wände haben in der Regel geringere Probleme mit Luftundichtheiten, sofern sie einen intakten Putz aufweisen. Der sogenannte n50-Wert, also das Maß für die Luftdichtheit ist bei Bestandsgebäuden durchschnittlich zweieinhalb Mal so hoch, wie der maximal zulässige Wert für Neubauten. In der Spitze wurde bei Bestandsgebäuden sogar eine fünfzehnfache Überschreitung des maximalen Neubauwerts festgestellt.

Die Luftdichtheit der Gebäudehülle kann einfach durch einen Luftdichtheitstest (Blower-Door-Test) ermitteln werden. Dieser liefert nicht nur den reinen Luftdichtheitswert des Gebäudes, sondern deckt ggfs. eklatante Leckagen auf.

 

Wärmebrücken

Wärmebrücken stellen eine Störung der normalen Wärmedämmqualität eines Bauteils dar. Übliche Wärmebrücken sind beispielsweise durchlaufende Balkonplatten, Fensteranschlüsse, Rollladenkästen oder Heizkörpernischen. Charakteristisch für Wärmebrücken sind ein erhöhter Wärmeverlust und eine zumeist niedrigere Oberflächentemperatur. Es droht die Bildung von Schimmelpilz. Treten im Gebäude an bestimmten Stellen, wie Raumecken oder Fensteranschlüssen Feuchteprobleme bzw. Schimmelpilzbildung auf, sollte ein Fachmann den entsprechenden Bereich untersuchen. Er wird Möglichkeiten zur Beseitigung der Wärmebrücke vorschlagen. Eine reine Schimmelpilzsanierung würde nur die Folgen der Wärmebrücke entfernen, an den Ursachen aber nichts ändern.

 

Schimmelpilzbildung

Ein weiterer gravierender Aspekt bei den energetischen Schwachstellen ist die Gefahr der Schimmelpilzbildung. Die Raumluft enthält immer einen gewissen Grad an Luftfeuchtigkeit. Wenn diese auf kalte Oberflächen trifft, kann es zu Kondensation kommen. Die Feuchtigkeit auf der Oberfläche bietet den überall in der Umwelt vorhandenen Schimmelpilzsporen dann die nötigen Wachstums-bedingungen. Diese sind beispielsweise bei 20 °C Raumtemperatur und 50 % relativer Luftfeuchtigkeit sowie einer Oberflächentemperatur von 12,6 °C oder niedriger erfüllt. Alte Bauteile, die einen schlechten U-Wert haben, laufen bei niedrigen Außentemperaturen Gefahr, schnell niedrige Oberflächentemperaturen vorzuweisen. Das Risiko von eintretender Kondensation steigt deutlich im Bereich von Wärmebrücken, da auch hier zumeist eine niedrigere Oberflächentemperatur vorliegt. Auch eine verringerte Luftzirkulation, z.B. hinter Schränken, erhöht das Schimmelpilzrisiko.

Schimmelpilze können gesundheitliche Beeinträchtigungen hervorrufen. Es ist bekannt, dass verschiedene Schimmelpilze Allergien oder Asthma auslösen können. Allgemeingültige Grenzwerte für die Belastung der Raumluft mit Schimmelpilzsporen wurden bisher allerdings nicht definiert, da die Risiken einer Gesundheitsgefährdung individuell zu unterschiedlich sind.

 

Das Wichtigste in der Zusammenfassung:

Energetische Schwachstellen können also bei Bestandsgebäuden an vielen Stellen auftreten. Abhilfe kann in Teilbereichen schon mit einfachen Maßnahmen erzielt werden.

Aber Vorsicht! Ohne ein grundlegendes bauphysikalisches Wissen kann man leicht etwas „verschlimmbessern“. Deshalb ist zu empfehlen, immer einen Fachmann für energetische Gebäudesanierung hinzuzuziehen, der mit einem abgestuften, individuellen Konzept Verbesserungs-möglichkeiten für das Gebäude entwirft. Ein qualifizierter Energieberater untersucht auch die Gebäudehülle und die Anlagentechnik und zeigt verschiedene Möglichkeiten der Sanierung auf. Je nach Objekt ist der Untersuchungsaufwand unterschiedlich hoch. Das Bundesamt für Wirtschaft und Ausfuhrkontrolle (BAFA) fördert die sogenannte Vor-Ort-Energieberatung. Qualifizierte Energieberater findet man im Internet unter www.energie-effizienz-experten.de oder bei Bauherren-Schutzbund e.V. Glossar

  • Mindestwärmeschutz Maß für das Minimum an Wärmedämm-Qualität, welches für hygienische Wohnverhältnisse nötig ist. Bei Unterschreitung besteht die Gefahr von Schimmelpilzbildung.
  • U-Wert Kennzeichnet die Wärmedämmqualität eines Bauteils. Je niedriger der Wert, desto besser ist das Bauteil wärmegedämmt.
  • n50-Wert Maß für die Luftdichtheit der Gebäudehülle. Je niedriger der Wert, desto dichter die Hülle. Der n50-Wert gibt an, wie häufig das Luftvolumen des Gebäudes bei einem Druckunterschied von 50 Pa (Pascal) pro Stunde komplett ausgetauscht wird. So bedeutet ein n50-Wert von 2,5 h-1, dass in einer Stunde das Luftvolumen zweieinhalb Mal ausgetauscht wird.
  • EnEV Abkürzung für Energieeinsparverordnung. In der EnEV sind die energetischen Anforderungen an Neubauten und Bestandsgebäude festgelegt. Die Anforderungen an Bestands-gebäude greifen allerdings immer nur dann, wenn Modernisierungsmaßnahmen, z. B. eine Neueindeckung des Daches, vorgenommen werden. Es besteht also keine generelle Pflicht Bestandsgebäude energetisch zu modernisieren. Eine Ausnahme hiervon sind die Nachrüstverpflichtungen (siehe unten).
  • Nachrüstverpflichtungen der EnEV In § 10 der EnEV sind verschiedene Nachrüstverpflichtungen definiert. So ist z.B. der Betrieb von Niedertemperatur- oder Brennwert-Heizkesseln, die älter als 30 Jahre sind, untersagt. Andere Kessel dürfen nur in Ausnahmefällen weiterbetrieben werden. Ebenso wird eine Wärmedämmung von Wärmeverteil- und Warmwasserleitungen in nicht wärmegedämmten Bereichen festgeschrieben, sofern die Leitungen zugänglich sind. Auch schreibt die EnEV die Wärmedämmung der obersten Geschossdecken (Decken zu unbeheizten Dachräumen) vor, wenn diese nicht den Mindestwärmeschutz einhalten.
  • Hydraulischer Abgleich Durch den hydraulischen Abgleich wird sichergestellt, dass das Heizleitungsnetz alle Heizkörper mit der erforderlichen Wärmemenge versorgt. Damit ist ein gleichmäßiges Erwärmen der Heizkörper möglich. Bei nicht hydraulisch abgeglichenen Heizsystemen werden häufig entfernt liegende Heizkörper nur lauwarm. Um dies auszugleichen, wird die Heizung mit einer höheren Temperatur gefahren, wodurch es zu erhöhten Energieverbräuchen kommt.

 

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